Tomáš Pospíšek's Notizblock

Freunde, Weihnachten

Dieses Jahr war wohl eines der schönsten Weihnachten.

Irgenwann in meinem Leben hab ich angefangen Weihnachten zu hassen. Der Stress, der Konsum-Ekel, die Unmöglichkeit der Übersättigung durch indistriell reproduzierten, stereotypen, sinnleeren Weihnachtskitsch in allen Richtungen zu entgehen.

Nach mehreren ultrastressigen Weihnachten, mit entsprechend hysterischen Konsequenzen, nahm ich mir vor, die Entwicklung von Stress im Dezember nicht mehr zuzulassen.

In den beiden nächsten Jahren schrieb ich mir sogar auf jeden Tag in der Agenda die Worte "kein Stress!". Irgendwann ging der Vorsatz dann in meine natürliche Haltung gegenüber dem Monat Dezember über und der Monat wurde für mich zu einer entspannten Zeit.

Im 2014 war die Planungssicherheit aus meinem privaten Umfeld in Hinblick auf Weihnachten dermassen tief, dass ich es aufgab, irgendetwas zu organisieren oder im Voraus zu planen. Als ich am Weihnachtstag erfuhr, dass die Kinder doch zu mir kommen würden, sind wir, die Kinder und ich relaxed alle Spielwarenläden auschecken gegangen und sie durften sich etwas aussuchen. Wir waren zusammen, wir freuten uns am Zusammen-Sein und waren glücklich. Wir haben zusammen etwas feines zum essen geholt und am Abend gegessen.

Und mir fiel auf, dass nur eines an Weihnachten wirklich wichtig ist und das ist, seine nächsten in Frieden und Ruhe gern haben zu können, ihnen dies geben zu dürfen und selbst das Glück des Gefühls empfinden zu können, dass die anderen einen auch gern haben.

Und die Kinder waren auch glücklich, da sie sich was hatten aussuchen dürfen, was sie auch wirklich wollten.

Dieses Jahr meinten die Kinder, dass sie überrascht werden wollten. Ich entgegnete, dass sie sich aber letztes Jahr hätten aussuchen können, was sie wollten, und dass das doch perfekt gewesen wäre. "Schon", meinten sie, aber sie möchten diese Weihnachten überrascht werden und sie würden sich auf die Überraschung freuen.

Und so redet ich mit den Kindern oft darüber, welches Geschenk sie gern hätten, lies mir Listen anfertigen, bis sich herauskristalisierte, was sie sich am meisten wünschten und was auch ich als ein gutes und sinnvolles Geschenk empfinden würde.

Und so lagen dann unter dem Weihnachtsbaum nicht Berge von Geschenken sondern nur eines, beziehungsweise zwei und als die Kinder dann voller Neugier ihr Geschenk aus der Verpackung herausrissen, freuten sich beide mega fest. Und ich war überglücklich, dass sie sich so freuten, und dass sie Dankbarkeit empfinden konnten.

Aber es ist noch etwas, was diese Weihnachten wohl zu einer der schönsten macht.

In dieser Zeit der Dunkelheit haben mich Freunde besucht und ich habe Freunde besucht und wir haben lange Gespräche am Telefon geführt.

Ich bin meinen Freunden sehr, sehr dankbar. Weihnachten ist, diese Freundschaft erleben und Zeit mit meinen Freunden und meinen Lieben verbringen zu dürfen.

Danke

Tomáš Pospíšek, 2016-01-07

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